Archiv für den Monat Juli 2021

Bad Gastein. Berge, Wasser, Fälle

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Letzte Woche fuhren wir mit meiner Mama für 3 Nächte nach Bad Gastein. Das war unser Geschenk an sie zum 60er. Montag Früh ging es mit dem Auto los. Wir waren knapp 4 Stunden unterwegs, die meiste Zeit davon haben wir alle 4 angeregt geplaudert. Um 13:00 bezogen wir unser Apartment mit zwei Schlafzimmern am „Schillerhof“. Die Wohnung war geräumig, schön und der Ausblick fantastisch. Vom Esszimmer und vom Balkon aus blickten wir auf den alten Stadtkern und den gegenüberliegenden Hang mit den Prachthotels. Auch sahen wir den unteren Wasserfall und die Bergstation vom Stubenkogel. Weit unter uns war die Kirchturmspitze. Diese Stadt windet sich U-förmig auf steilen Hängen rund um den zentralen Wasserfall, dessen mächtiges Rauschen im ganzen Ort hörbar ist. Zehnstöckige Häuser stehen hier dicht an dicht auf steilen Hängen nebeneinander. Eine Erkundung der Altstadt ist somit nur in 3D möglich. Bei unserem Nachmittagsspaziergang machten wir locker 200 Höhenmeter rauf und runter.

Zuerst besuchten wir den oberen Wasserfall, dessen kühlende Gischt optimal der Sommerhitze entgegenwirkte. Direkt daneben aßen wir im Lokal Rosé zwei der besten Pizzen nördlich der Alpen, im wohl miesesten Ambiente das eine Imbissbude ausstrahlen kann. (Pommes Frites ohne Teller auf Tablet serviert, Klotüren defekt…) Wir flanierten weiter über den Straudinger Platz, am ehemals mondänen „Grand Hotel d L’Europe“ vorbei, um kurz darauf durch ein steiles Waldstück zum ehemaligen Kraftwerk (jetzt Disco und Lokal) zu gelangen. Dort gönnten wir uns, betäubt vom Rauschen des unteren Wasserfalles, drei Eiskaffee. Die noch vorhandenen alten Turbinen, Regler und Schalttafeln faszinierten vor allem den Kleinen sehr. Nach einem schweißtreibenden Aufstieg ins neue Stadtzentrum beim Bahnhof endete unsere Erkundung im Supermarkt, wo wir uns mit Vorräten für die nächsten Tage eindeckten. Ich habe jetzt ja schon viel gesehen von der Welt, aber dieser Ort ist echt einzigartig, und der Slogan „Alpenmetropole“ passt. Hochhäuser und Bergbäche, Zauberbergflair und Ziplining, Verfall und Wiedergeburt. Abends saßen wir gemütlich auf einen Kaffee und ein Bier am Balkon zusammen und blickten auf die hinter dem Stubenkogel untergehende Sonne und die in den Bettenburgen angehenden Lichter.

Am Tag 2 trieb uns der Wetterbericht früh, mit der ersten Gondel, auf den Berg. Leider begleitete uns eine Kaltfront die nächsten Tage. Am Gipfel war die Aussicht dennoch spektakulär. Die schnell vorbei ziehenden Wolken sorgten für rapide Lichtwechsel. Unzählige Gipfel waren zu erblicken, darunter der Watzmann. Die mächtige schneebedeckte Ankogelgruppe stand uns gegenüber. Leider versteckte sich der Großglockner hinter den Wolken. Diese und der Wind wurden zusehends mehr, weshalb wir nach einer dreiviertel Stunde wieder bergab fuhren. Für den Kleinen war die Gondelfahrt an sich glaube ich das Highlight des Ausfluges, und auch Oma fand sie spannend. Angeregt konzentriert blickten die beiden durch die dicken Glasscheiben auf die vorbeiziehende Almlandschaft und die entgegenkommenden Kabinen.

Den Rest des Tages verbrachten wir badend in der Felsentherme, über einen Glastunnel kommod mit der Talstation verbunden. Hier trifft 60er Jahre Hallenbadbeton auf echte Felswände. Ein neugebauter Familienbereich und ein schöner Außenbereich ergänzen das Ensemble. Auch der kurz besuchte Saunabereich kann sich sehen lassen, vor allem der Ausblick im Freibereich auf dem Dach. Mein erster Aufguss mit Wacheln seit einer gefühlten Ewigkeit. Es waren wenig Leute im Bad, überwiegend Einheimische. Wir plantschten und spielten im Kinderbecken, dieses wie alle anderen Becken gefüllt mit Gasteiner Mineralwasser (ohne Sprudel).

Auch Tag 3 hielt die Freude feuchter Wärme für uns parat. Wir besuchten die große Alpentherme im tiefer gelegenen Bad Hofgastein. Dieses Warmbad spielt alle Stücke – ein gewaltiger Thermentempel mit eigenem See, zig Saunen, Rutschen und sogar einem Kinderkino im Wasser (Winnies Lieblingsort dort). In der Mittagspause schlichen wir uns davon, um zum ersten Mal seit langem gemeinsam zu saunieren. Mit Blick auf einen kleinen See und die umliegenden Berge schwitzten wir im Glaskasten, um danach eine Runde zu schwimmen. Der Tag verging schnell, ohne dass irgendjemand ins Wasser gefallen ist.

Am letzten Tag gönnten wir uns vor der Heimfahrt noch mal ein ausgiebiges Frühstück und spazierten noch mal durch Bad Gastein. Eine fehlende Absperrung machte den Weg auf die Terrasse des verfallenden Kongresszentrums frei. Anscheinend befindet sich hier ein versteckter Treffpunkt der örtlichen Jugend und definitiv ein „Lost Place“. Bei der Heimreise stoppten wir schließlich noch am Lustschloss Hellbrunn nahe der Stadt Salzburg. Hier ließen wir uns durch den ehemals erzbischöflichen Garten lotsen, der gespickt ist mit Wasserspielen, Statuen altertümlicher Figuren, allerlei Grotten und Höhlen, Springbrunnen und wasserbetriebenen Automaten. Das Highlight sind die versteckten Spritzdüsen, welche unvorsichtige und auch vorsichtige Besucher aus allen verschiedenen Winkeln nass spritzen. Ein Riesenspaß für den Kleinen und auch wir Großen fanden es sehr lustig. Danach schlief er selig bis fast nach Hause.

Schloss Hellbrunn in Salzburg: