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Yellowstone 2 Nachtrag

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Yellowstone 2 Nachtrag

Der letzte Tag am gelben Stein hielt mit dem glühenden sonnenbestrahlten Grand Canyon desselbigen, in dessen Mitte ein Regenbogen die imposanten „Lower Falls““ umschloss, einen echten visuellen Leckerbissen für uns bereit. Eine detaillierte Inspektion der Sinterterassen bei den „Mammoth Hot Springs“ folgte und bot weitere Gelegenheit zum Staunen, was wiederum unsere Abfahrt in Richtung Küste deutlich verzögerte. Die Landschaft rund um die heißen Quellen verändert sich ständig und die rötlichen Bakterien, die das Wasser ihr Zuhause nennen, schaffen ständig neue kreative verspielte Formen von Mineralablagerungen. Nach einer letzten Stärkung bei unserem inzwischen Stamm-Mexikaner kurvten wir 2 Tage und rund 2000 Kilometer von der Wasserscheide und den Rocky Mountains bis zum Pazifik. – Teilweise echt anstrengend; also ich beneide keinen Brummifahrer.

Die Nacht zwischen den Fahrtagen verbrachten wir im Österreich landschaftlich ähnlichen (und sehr pampaösen) Idaho. Das herzliche alte Pärchen, welches das Motel leitete, bot uns ohne Aufpreis die Honeymoon Suite an – ein willkommenes Geschenk für unsere Luftmatratzen und Schlafsack und „Kein Fernseher“ gequälten Leiber. Nach einer exzessiven Fütterung des Blogs und einer brandneuen ungefähr 2 Staffeln vor unserem Stand liegenden Folge „Modern Family“ (so geil, wer die Serie noch nicht kennt, muss unbedingt mal reinschaun, spielts bei uns auf RTL nitro am Montag 20:15!!!!!! — mit Ed O’Neil!!!!!) entglitten wir begleitet von den lallenden Stimmen der Teilnehmer eines all-American Quad-Treffens in einen tiefen, sanften, wolkig-leichten Schlaf.

Kurz vor der Abfahrt am nächsten Morgen überreichte uns ein ebenfalls hier urlaubender Kanadier einen speziellen Dollar-Schein als Souvenir, der ab jetzt unser neuer Glücks-Dollar ist. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Silber Certificate. Am unteren Rand der Geldnote ist vermerkt, dass der Gegenwert von einem Dollar dem Besitzer bei einer Bank auf Verlangen in Silber ausgehändigt werden soll. Eingeführt wurden diese Noten aufgrund ihres geringeren Gewichts als die damals üblichen Silberdollar. Die Ära des Silberdollars endete 1968, als die Silberreserven der USA zu niedrig und der Silberpreis zu hoch waren, um die Noten weiter führen zu können.

Waterton Lakes und Glacier NP

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Wir besuchten den Waterton-glacier International Peace Park, zwei Schutzgebiete dies- und jenseits der US-kanadischen Grenze, die wir problemlos mit jeder Menge Lebensmitteln im Kofferraum überschritten, natürlich nur weil wir wieder mal ankreuzten, dass wir nicht vorhaben terroristische Anschläge in den US&A durchzuführen. Der Waterton Lakes war Kanadas liebliches Abschiedsgeschenk an uns. Zum Baden einladende glasklare Bergseen kühlten meinen Körper, und der grandiose Ausblick auf das Haupttal, den das pittoreske „Prince of Wales“-Hotel pointiert verziert erinnerten mich an den Vierwaldstättesee (an dem ich noch nie war).

Die „Going to the Sun Road“ war erstaunlich, was nicht nur an ihren engen, gewundenen, ewig nassen (das Gestein hier „weint“), ständig Baustellen befallenen und hoffnungslos mit Autos, Pickup Trucks und Romantikbussen aus den 30ern überfüllten Fahrbahn liegt, sondern auch- und vor allem – an der grandiosen Bergkulisse, welche diese nur 60km schmale Stelle der mächtigen Rocky Mountains bietet. Wir beschlossen den Tag „chillig“ anzugehen, und von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt zu tingeln, ohne große Wanderungen (sollte tags darauf anstehen). Dieser Plan ging auf und fand seinen Höhepunkt in dem Nickerchen am Strand des McDonald Lake (nein, keine Werbung, der heißt wirklich so), das wir unseren müden, ausgezehrten Körpern gönnten. Ausgezehrt war auch der Heli-Patient der gen Ende unserer Rast nebst uns ausgeflogen wurde. Und auch seine Geldbörse wird wohl bald ausgezehrt sein. Im kanadischen Radio hörten wir, dass solch eine Rettung ohne Versicherung leicht auf 20.000US$ kommen kann! Ein kleiner Gletscher war übrigens zu sehen im „Gletscher“-Nationalpark, und von dem geht man aus, dass er 2030 verschwunden sein wird.

Jasper Nationalpark

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Es ist dunkel und kühl hier im Zelt, das für die nächsten Wochen zu unserem kleinen Zuhause wird. Anstelle einer Deckenlampe baumelt ein Headlight über unseren Köpfen und spendet spärliches Licht, als Bettgestell dient hier eine aufblasbare Matratze, die Daunendecke – die wir so nötig hätten – muss einem Mumienschlafsack weichen und dichtes Aneinanderkuscheln ersetzt die Zentralheizung. Wer sich fragt wofür denn im Juli geheizt werden soll, dem sei gesagt, dass wir für diese Nacht Temperaturen um den Gefrierpunkt erwarten, dass die für heute geplante längere Wanderexkursion rund um den Edith Cavell Berg und den Angel Gletscher aufgrund von Schnee und Lawinengefahr gesperrt war und nicht zu letzt Thomas mithilfe eines Kartons einen schützenden Regenschirm für den Gaskocher bildete und so das Braten unserer (hehehe Nürnberger Brat-) Würste ermöglichte.

Ja, Regen erschwert das Campen und lässt die Schönheit der Bergwelt und der Rockies manchmal erst auf den 2. Blick erkennen, wenn sich Nebelschwaden und Wolken für einen kurzen Augenblick verziehen. Dann haut diese dich jedoch aus den Socken. Außerdem bot sich trotzdem für mich Gelegenheit und Zeit den neuen Graufilter für die Kamera an Flussläufen und Wasserfällen auszuprobieren.

Schon auf dem Hinweg von Vancouver nach Jasper wurde uns klar, dass die Schlechtwetterfront, die bereits Tags zuvor die Sightseeing-Tour in der Stadt behindert hatte, andauern würde. Regen brasselte, mal schwächer mal stärker, an die Windschutzscheibe unseres VWs. Die Fahrt war dennoch lustig. Mit jedem gefahrenen Kilometer (wir sind hier in Kanada, da wird zivilisiert in Metern und nicht in Meilen, Inches, Yards oder sonstetwas gemessen) veränderte sich die Landschaft. Die Berge rückten näher, das Meer verschwand aus dem Blickfeld. Aus dem Radio dröhnten kanadische Bands. Ähnlich wie in Frankreich, zeigt man hier Patriotismus. Avril Lavigne, Creed, Celine Dion und Nickelback wurden rauf und runtergespielt – auf Sendern, die hier vornehmlich nach Wildtieren bennant sind. Neben „the Wolf“ und „the Bear“ empfingen wir auch „the Boar“. Überraschenderweise hört man hier auch härtere Mucke, was bei mir und Thomas auf Zustimmung stieß.

Touristisches Highlight an unserem Fahrtag bildete der Stopp in einem lokalen Großmarkt à la Metro. Hier kann Einkaufen zum Erlebnis werden. Brauchen Sie vielleicht einen 5 Liter Kanister Schokomilch? Ja, danke. Sie finden ihn neben den Holzfällerhemden…

Nun aber zum 1. Tag im Jasper NP. Das er verregnet war, habe ich schon festgestellt. Dies ist aber nur ein kleines Manko angesichts der gewaltigen Naturpracht. Alles ist hier wesentlich größer als in Österreich – egal ob Täler, Berge, Schluchten, Bäume oder Gelsen (naja , das ist natürlich kein Vorteil). Zudem kann man sich über Wasser, Kälte und Wind nicht beklagen, wenn man bedent, dass diese Kräfte erst die Idylle und die kolossalen Steinmonumente schuffen, die jährlich von Hunderttausenden, wenn nicht Millionen Besuchern aus aller Welt bestaunt werden. Gletscher formten Täler, schmelzen im Frühjahr teilweise ab und lassen herrliche Seen und reißende Flüsse entstehen. Wasser wiederum gräbt Canyons und Klammen in den Fels. (der Unterschied zwischen den Talformen wird an anderer Stelle erläutert)

Besonders schön sind auch Gletscherlagunen (vgl. auch alte Fotos Jökulsarlon in Island), wie sie im Jasper NP am Fuße des Mt. Edith Cavell zu finden sind (benannt nach einer britischen Krankenschwester, die im 1. WK. während der deutschen Invasion von Belgien Verwundete beider Seiten pflegte und schließlich deshalb wegen Hochverrat erschossen wurde). Bilder sagen hier mehr als Worte, aber dennoch hier eine kurze Beschreibung der Szenerie: Im Hintergrund schneebedeckte Dreitausender, darunter ein türkis-blauer Pool mit kleinen Eisbergen. Trotz einiger frostresistenter Touristen angenehme Ruhe. Bedächtiges Staunen von allen Seiten. Nur das Klicken der Fotoapparate stört ab und zu die Stille. Am Rand des natürlichen Beckens der Ursprung der frostigen Zwerge: eine Wand aus solidem Eis, durchzogen von kleinen Spalten und im oberen Bereich bedeckt von einer Schneeschicht. Vereinzelt intensiv blaue Einschlüsse – der Regen verstärkt das Leuchten dieser noch. Kalte, aber wunderbar klare Luft strömt durch unsere Nasenlöcher und Schieferplatten und Geröll – Zeugen der Moräne – knirschen unter unseren Füßen. Von den Bergen prasseln mehrere Wasserfälle herunter, manchmal auch Minilawinen – Boten des hoffentlich beginnenden Sommers.

Am Nachmittag beschließen wir beide uns etwas in den Miette Thermalquellen aufzuwärmen. 40 Grad warmes Wasser, Ausblicke auf die umliegenden Berge (es müssen hunderte sein) und danach Kaffee und heiße Schokolade sind genau das Richtige für frierende Füße und müde Beine. (Die Quellen spielen historische eine wichtige Rolle für die kanadischen Nationalparks in den Rockies, mehr dazu später)

Aus für heute liebe Leute!