Archiv der Kategorie: UK – Schottland

Loch Lomond & The Trossachs NP – Der Geschmack der Highlands

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15.12.2023: MacDonald Forrest Hills Hotel & Spa, Kinlochard, Schottland

Wir hatten gerade das bestmögliche Abendessen, sind jetzt voll und wohlig im warmen Zimmer. Mia liest dem braven Buben „Peterson und Findus“ vor. Lachs, Haggis Bon Bons, Steak, Schulterfleisch, Pizza, Bier, Whisky und Käseplatte waren köstlich und in stilvollem Ambiente serviert. Zuvor waren wir noch im beheizten Hallenbad des Hotels Schwimmen und Saunieren, wobei wir kurz die ganze Halle für uns alleine hatten. Hier im Hotel ist es toll. Zimmer, Lobby, Bar und Restaurant sind sehr stilvoll und kuschelig eingerichtet – perfekt für eine Auszeit im nasskalten schottischen Winter.

Wir fuhren heute im Nieselregen früh aus Edinburgh ab. Die Vororte waren auch im Halbdunkel nicht aufregender, aber trotzdem noch interessanter als das Stück Autobahn auf dem wir dann fuhren. Die Landschaft schaute aus wie bei uns: Straßen, Industriegebiete, braune Äcker, Wohnblöcke und Einkaufszentren. Nach der Abfahrt Stirling, auf der Landstraße, wurde es dann sanft hügelig, und die Schafe, Hecken, Mauern neben der Fahrspur erinnerten, gemeinsam mit den sporadischen Cottages, Bauernhöfen, kahlen Bäumen und saftig grünen Wiesen, an Anblicke Irlands. Dann, ganz plötzlich, werden die Straßen enger, die Hügel höher und schon kurvt man durch die Highlands. Ein dunkles, aber fulminantes Farbenspiel aus Rot, Gelb, Grün, Lila und Schwarz liegt auf den von Gletschern abgeschliffenen Bergen und den feuchten Hochmoortälern. Unzählige Bäche durchströmen die Landschaft, deren Zelt ein weißer Himmel bildet.

An unserem ersten Ziel für diesen Tag, dem Loch Katrine Pier, warteten wir eine Weile auf eine mehrmals täglich stattfindende Bootsfahrt. Für ca. eine Stunde bestiegen wir ein Ausflugsboot, wo wir die Pracht dieser Gegend auch noch vom Wasser aus bestaunen konnten. Geschichten über zertrümmerte Fenster und eine obdachlose Königin, ein winkender Weihnachtsmann und die kalte feuchte Luft versüßten uns die Fahrt. Obwohl wir nicht das beste Wetter haben, war es doch wert, diese raue, ganz ungewöhnliche Landschaft, zu bewundern.

17.12.2023: Wieder Zuhause

Am letzten Tag in Schottland schliefen wir lange, frühstückten kontinental und trotzten dem Nieselregen auf unserer Abschiedsfahrt durch die Berge. Wir atmeten noch einmal diese fulminante Landschaft mit all unseren Sinnen ein. Es war so schön, dass wir alle 100 Meter einen Fotostopp auf einer der zahlreichen Ausweichinseln der einspurigen Fahrbahn machen mussten. Wir besuchten erst das andere Ende des Loch Katrine, und dann den Loch Lomond bei Inversnaid. Dort waren wir die einzigen Menschen. Wir wanderten ein bisschen über und um den hier befindlichen Wasserfall, immer auf der Hut nicht im sumpfigen Gelände zu versinken. Vincent säuberte den Weg von Stöcken und Ästen. Im Wald merkte man nichts von Wind und Nieseln, und es war sogar relativ warm. Am faszinierendsten waren für mich aber nicht der „Zauberwald“, sondern das gelb-rote, mit Gras und Farnen bewachsene Hochtal am Loch Arklet.

Danach – so ehrlich muss man sein – ist nichts besonders aufregendes mehr passiert. Wir traten die Heimreise Richtung Flughafen an, ließen Stirling und Bannockburn im Vorbeifahren links liegen, und aßen noch Fish & Chips in einem kitschigen Möbelhaus. Ein bisschen entspannter sind wir, und froh, dass wir trotz allem weggefahren sind. In einer Woche ist Weihnachten, das heißt es ist noch viel zu tun.

Bootsfahrt am Loch Katrine:

Fahrt von Loch Ard nach Loch Lomond:

Edinburgh – Haggis, Regen und die Fahrt zum Nordpol

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Wir kuscheln auf dem großen Sofa im Wohnzimmer. Den Kleinen haben wir gemeinsam mit Peterson und Findus Schlafen gelegt. Es zieht leicht, aber ansonsten ist es gemütlich. Undichte Fenster, Elektroheizkörper, seltsam zischende Wasserhähne aus denen mal kaltes mal kochendes Wasser schießt, Straßenbahnen die den Geist aufgeben, fehlende Lichter im Treppenhaus, seltsame Löcher in der Decke… Die größten Handwerker der Welt versammeln sich nicht gerade in Großbritannien. Trotzdem ist unsere Wohnung für 4 Tage groß, hübsch und direkt im Herzen der Altstadt Edinburghs gelegen. Der Urlaub begann mit ziemlich viel schlechter Laune, und ich hoffe 1 Woche Urlaub wird reichen, den Kopf frei zu bekommen.

Wir jetteten gestern um 6 Uhr früh los nach Edinburgh und kamen um 08:15 an. Da wir die Koffer erst um 11:30 im Apartment abstellen konnten, schlugen wir etwas Zeit am Flughafen tot, unter anderem mit einem „Full Scottish Breakfast“, aber ohne Waffeln. Die Tram (es gibt nur eine Linie) brachte uns an abgewetterten Vorort-Barracken, extrem grünen Gras, einem riesigen Rugbystadion und grauer Tristesse vorbei, in die quirlige dichte Innenstadt. Wir stiegen am St. Andrews Square aus und kämpften uns über die Baustelle auf der North Bridge zur „Royal Mile“ durch. Mein erster Eindruck von der Stadt war sehr positiv. Prunkbauten und mittelalterliche Türme, gefärbt von dunkelbeige bis schwarz, drängen sich dicht an- und übereinander. Die Burg thront majestätisch über allem auf schwarz-grünem Fels. Darunter öffnet sich ein großes Tal mit Wiesen, Bahnhof und bunt glitzerndem Weihnachtsmarkt. Kurz dachten wir einem Booking Scam auf den Leim gegangen zu sein, als wir vor einem Haus mit eingefallenen Fenstern standen. Allerdings hatten wir uns nur in der Hausnummer vertan. Nachdem ich schließlich unsere Koffer noch 4 Stockwerke durchs dunkle Stiegenhaus hochgeschleppt hatte, konnte der Urlaub endlich richtig beginnen.

Wir spazierten die Royal Mile entlang hinauf zur Burg. Im Vergleich zu anderen Touristendestinationen um diese Jahreszeit war hier kaum etwas los, wodurch wir dem Buben mehr oder weniger frei Herumlaufen lassen konnten, wobei der Satz: „Stopp! Sonst musst du an die Hand!“ öfters fiel. Wir kamen just zum Abfeuern der „One o‘ Clock Gun“ an, die echt sehr laut geknallt hat. Vincent musste sich die Ohren zuhalten. Von den Zinnen der Batterie aus hatten wir einen fantastischen Ausblick über die Stadt bis ans Meer, den Stadtberg Arthur’s Seat und die schneebedeckten Berge der Highlands. Wir schrauten uns weiter hoch zur oberen Zitadelle, wo wir die Ruinen des Davidturms, die St. Margaret Chapel, die Gemächer der Könige, den großen Festsaal, die schottischen Königsinsignien (mitsamt „Stein des Schicksals“) und das schottische Soldatendenkmal besichtigten. Kamera und Kind in Kombination erhöhten dabei den Schwierigkeitsgrad. Zur wechselhaften, blutigen Geschichte dieser Burg sei auf die Netflixserie „Secrets of Great British Castles“ oder „das Internet“ verwiesen. Nur so viel: Es ging hier grausam und brutal zu. Um halb Vier wurde es dunkel. Wir besorgten uns im Vorbeigehen noch frisch herausgebackene Fish & Chippies und chillten den kurzen Rest des Tages in der Wohnung.

Heute waren wir um 6 Uhr alle munter und es regnete den ganzen Tag. Wir starteten super entspannt in denselbigen, weil wir wetterbedingt ins Museum wollten, und dieses eh erst um 10 aufmacht. Witzig war auch, dass auch die Frühstückslokale hier erst um 9 Uhr aufmachen, weshalb wir vor dem schmucken „City Cafe“ noch 10 Minuten im Regen (unterm Schirm) stehen mussten, bevor wir rein konnten. Wir aßen Full Scottish, Eier Benedikt mit Lachs und Frech Toast mit Speck, in einem knuffig eingerichteten „American“ Diner, in dem der Bube vor allem vom Wurlitzer fasziniert war. Ein paar nasse Schritte weiter gab es dann noch mehr faszinierende Relikte. Da „National Museum of Scotland“ ist ein Museum für alles. Es gibt Ausstellungen zu Technik, Geschichte, Ethnografie, Naturkunde, Mode, Design, Kunstgeschichte, Altägyptisches und ein Legemodell von alledem. Die dreigeschössige große lichtdurchflutete Haupthalle ist wunderschön und mit einem überlebensgroßem Schaukästchen verziert. Der angebaute Trakt des Geschichtsteils ist architektonisch sehr interessant und erschafft ein nettes 3D-Labyrinth des Wissens. Es gibt hier extrem viel zu sehen, und in den 6 1/2 Stunden die wir dort waren schafften wir nur einen Bruchteil davon. Alles ist sehr gut präsentiert, kurzweilig aufbereitet und es gibt extrem viele interaktive Stationen für kleine und große Entdecker. Die für mich interessantesten Einzelexponate waren das Klonschaf Dolly, die älteste erhaltene Dampflok und die uralten Piktensteine mit ihren markanten Mustern.

Am nur leicht regnerischen Tag 3 fuhren wir mit der Straßenbahn nach Leith, wo die „Royal Yacht Britania“ vor Anker liegt. Nun ein Museumsschiff – zugänglich über ein sehr ungemütliches Einkaufszentrum – fuhr diese Yacht jahrzehntelang Mitglieder der Königsfamilie rund um den blauen Planeten. Der im „Landhausstil“ dekorierte hintere Teil des Schiffes gehörte den Royals, mitsamt Sonnendeck und Spielezimmer. Vorne wohnte die über 100 Mann starke Besatzung, die „Yotties“, die – als Mitglieder der Marine – hier keine Mütze tragen mussten, um der Königsfamilie das Salutieren zu ersparen. Außerdem hatten sie eine eigene Zeichensprache, um die Ruhe der Passagiere nicht durch Befehlsgetöne zu stören. Vom Schlafzimmer der Queen, über den OP-Saal, bis in den Maschinenraum, führte die Tour, auf der es auch 13 plüschige Weihnachtscorgis zu entdecken gab. Zum Abschluss gab es am Oberdeck Tee, (gute) Sandwiches, Pommes und Rum.

Wir verbrachten so viel Zeit am Schiff, so dass es zurück in der Innenstadt schon finster war. Also gingen wir auf den hiesigen Adventmarkt, der sich in den Parks südlich der Princes Street abspielt. Im Vergleich zum Spektakel im Londoner Hyde Park war er winzig, aber trotzdem laut und bunt. Wir aßen Bratwurst und tranken Kakao. Vor allem die Holzrutsche „Helter Skelter“ hat es Winnie angetan. Bei dieser kann man übrigens nur mit Karte zahlen, wie fast überall in diesem Land. Wir versuchen verzweifelt das nach der Landung abgehobene Bargeld los zu werden… Unser Highlight in diesem Punkt war der Straßenmusikant mit Kartenlesegerät…

Vieles ist hier also anders, als zuhause. Zum Beispiel, dass auch die Bäckereien erst um 8:30 aufmachen. Das verzögerte unser Frühstück am Tag Nummer 4 etwas, an dem Vincents Lieblingsteil des Urlaubes stattfand: Die Fahrt mit dem Polar Express. Auf Gleis 2 der Waverly Station ging es unpünktlich los. Wir hatten die Sitze 1, 2 & 3 im Wagen A, waren somit die Speerspitze des Weihnachtsspaßes. Von Minute 1 an besangen, beklatschten und unterhielten uns Chefin „Pigs in a Blanket“, der Schaffner, der Landstreicher und schließlich „The Big Man Himself“ im rollenden Waggon. Es war laut, bunt, schrill und interaktiv. Wir aßen Shortbread, tranken Kakao, sangen Weihnachtslieder, klatschten, zeichneten ein Rentier, lasen ein Riesenbuch und wurden erst kontrolliert, dann mit Glöckchen beschenkt. Seltsamerweise kann nur der Bube das Läuten der Glocke hören… Nach einer Stunde war der ganze Spaß vorbei, und wir ganz taumelig. Kinderaugen strahlten, und eine Junior-Schaffnermütze gab es noch obendrauf.

Nach diesem wilden Ritt nutzen wir den wolkenklaren Himmel und die tiefstehende Mittagssonne, um am Calton Hill ein paar schöne Fotos der Stadt, und der sich am Hügel befindlichen, scheinbar wahllos ausgestreuten Monumente zu schießen. Wir flanierten dann weiter über einen wunderschönen alten Friedhof, hinab zum Holyrood Palace, dem Renaissance- bzw. Barockschloss der Stadt. Die Könige ließen es errichten, um der kalten feuchten Burg am windigen Hügel zu entfliehen. Oder auf ein göttliches Zeichen hin, als hier ein Hirsch mit einem glühenden Kreuz im Geweih gesichtet wurde. Oder vielleicht beides. Auch heute noch weilt der Monarch hier, wenn er zu Amtsgeschäften in Schottland ist – direkt gegenüber dem modernen, aber nicht schönen, Regionalparlaments, vor dem störrisch die EU-Fahne flatterte. Der Palast ist ein Schmuckkästchen gefüllt mit allerlei Gemälden, Schmuck, Waffen, Tapesterien und Geschichte! Zum Beispiel betritt man hier das Zimmer in der Maria Stuart zum Abdanken gezwungen wurde (nachdem man ihren Sekretär/Liebhaber abmurkste… Wilde Zeiten!). Alles sehr eindrucksvoll und dank Audioguide mit Bildschirm konnte sogar der Bube halbwegs bei der Stange gehalten werden.

Heimwärts schlenderten wir dann über die östliche Royal Mile, deren Impressionen auf uns zwischen Hogwarts und Gramatneusiedl pendelten. Ich holte dann im Alleingang das Mietauto für die nächsten Tage ab, sah noch etwas mehr von der Stadt, und konnte es glücklich vor unserer Haustür parken. Edinburgh ist nicht sonderlich groß und fühlt sich dahingehend eher wie Salzburg, als wie Wien an. (Versteht das irgendjemand außer mir?) Abends, als der Bube dann schlief schauten wir noch „The Crown“, bevor wir voller Vorfreude auf unseren Ausflug auf die Highlands einschliefen.

Royal Mile / Altstadt:

Edinburgh Castle:

National Museum of Scotland:

Royal Yacht Britannia:

Weihnachtsmarkt:

Edinburgh Waverly Station und Fahrt mit dem Polarexpress:

Spaziergang zum Calton Hill und Holyrood Palace: