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Machu Picchu 2

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Der zweite Tag in Machu Picchu war beschwerlich, aber herrlich. Nachdem wir erneut ein bisschen durch die Ruinen gestreift waren, bestiegen wir zur Mittagszeit den steil aufragenden Huayna Picchu. Dies ist sicher nicht die beste Tageszeit für dieses Unterfangen, aber die Entscheidung lag nicht bei uns. Ein strenges System regelt den Zutritt zum Wandersteig:  Insgesamt 400 Personen in zwei Partien dürfen – natürlich gegen eine zusätzliche Gebühr – nach erfolgreichem Aufstieg einen grandiosen Ausblick auf die Ruinen genießen. Vor allem ich hatte – mit schwerem Rucksack und Stativ ausgestattet senkrecht bergauf – ziemlich zu schnaufen, um diesem Ziel näher zu kommen. (Können diese verdammten Inka nicht normalen wohnen, wie andere Kinder auch?!) Aber irgendwie gehts ja doch immer und die auf dem Weg gesichteten Halbschuhtouristen (Deutsche mit Lacoste Pullis und Espandrillos) sowie  Großmutter und Mutter mit Neugeborenem in Känguruhtasche (sie wurden nach den ersten 300 m dann aber nicht mehr gesehen) weckten dann doch den notwendigen Ehrgeiz.

Bereits 15 min vor dem Gipfel legten wir eine erste größere Pause auf den kunstvoll dem Berg abgerungenen Terrassen ein, verschnauften ein wenig und betrachteten die Anlage von oben. Aus der Vogelperspektive wirkte das menschliche Meisterwerk noch größer und beeindruckender. Abenteuerliche Höhlengänge und Holzleitern führten uns schließlich zur schmetterlingsumschwärmten Spitze, die gerade einmal Platz für vielleicht 15 Wanderer bot, mehr oder weniger aus einigen gewaltigen Wackelsteinen bestand und mit zwei Wächtern besetzt war, die in der brütenden Hitze aufpassen mussten, dass sich die Touristen nicht gegenseitig runterstoßen. Wir fühlten uns wie Helden und versicherten uns gegenseitig, dass die 45 Minuten rauf ja eigentlich ein Klacks gewesen waren. – Da hatten wir jedoch das Schlimmste noch vor uns. Wie immer konnten wir nicht genug kriegen und mussten es übertreiben, deshalb beschlossen wir den wesentlich längeren Rückweg über den Mondtempel anzustreten.

Zunächst gings gemütlich bergab, was uns behagte. Auch der Mondtempel, der sich als eine mystische Höhle herausstellte, gefiel. Dann aber die frustrierende Erkenntnis: Es hieß den gesamten Weg wieder raufzukraxeln – und dies über noch engere Felsspalten und steilere Treppen. Wir fragen uns, ob wir noch rechtzeitig den Zug zurück nach Cusco erreichen würden, so endlos erschien der Weg. Zusammenfassend und für alle nachfolgenden Abenteurer können wir festhalten: die „most complete“ Tour des Huayna Picchu bedeutet: Man muss rund um den konusförmigen Berg wandern, 2 mal die ganze Strecke rauf und 2 mal runter! Völlig verschwitzt und durstig trugen wir unsere Namen an der Kontrollstelle aus – anerkennende Worte wurden nicht an uns verteilt. Der Rekord für die Besteigung liegt übrigens bei 20 min, runter unter 20 Sekunden – tja die Pfade sind schmal und bei Regen glatt und rutschig.

Ein letztes Mal ließen wir unsere Blicke über das Inka-Denkmal und seine zahlreichen faszinierenden Details schweifen: Trapezförmige und dadurch erdbebensichere Fenster, Steinkompasse, einfache Türschlösser, Wasser- und Kondortempel, Speicher, Mumiennischen und Sonnennadel. Gottseidank ist die Stätte heute auch aufgrund finnischer Schuldenerlässe gut bewacht. Unser Guide hatte uns am Vortag erzählt, dass in den 80ern noch im Rahmen einer Konferenz südamerikanischer Führungsträger eine großer Monolith entfernt worden war, um Platz für einen Helikopterlandeplatz hier oben zu schaffen. Unvorstellbar! Auch der vermeidliche „Entdecker“ Bingham betrieb Raubbau an Machu Picchu und seinen rechtmäßigen Erben. Viele wichtige Exponate nahm er kurzerhand in die Staaten mit und bis heute wurden lediglich weniger als 10% dieser an Peru retourniert.

Die Rückfahrt mit dem Bus von den Ruinen gestaltete sich erneut spannend. Die Fahrer werfen sich über die staubigen Serpentinen, als ob sie nach Fahrt bezahlt würden. Und hin und wieder steht in der Kurve ein weiterer Touribus vor der Windschutzscheibe des eigenen. Wir haben übrigens eine Theorie zu der Sitznummerierung in den Bussen aufgestellt: Es gibt sagen wir an die 30 Busse (vielleicht weniger); die Sitze in den Bussen tragen alle Polsterüberzüge mit derselben Nummer, beispielsweise 25. – Was wenn die für dreißig Busse Bezüge von 1 bis 30 bestellt haben und die aus China aber nach Nummern sortiert in Päckchen mit nur Einsen, Zweien etc. geliefert kamen? Unsere Theorie: man wollte sich das Auseinandersortieren ersparen und hat dann einfach einen ganzen Bus mit der gleichen Nummer bezogen.

Ein mexikansches Abendessen später führte uns dann Perurail im (nicht ganz so luxuriösen) blauen Rüttelzug in 3 1/2 Stunden nach Cusco retour. (Naja nicht ganz; der Shuttle Service ließ uns irgendwo in der Botanik aussteigen – die letzte Frechheit, die wir von den Blutsaugern der Agentur, der wir schon so viel Geld für so wenig Service in den Rachen gestopft haben, erdulden mussten). Während der Fahrt waren wir mit dem Dauermonolog eines midlifecrisigen Deutschen konfrontiert, der sich in Peru für den neuen Don Juan hielt. (Wir konterten mit angestrengtem, aber vergeblichem Weghören).

Die nächsten 3 Tage waren ziemlich ereignisarm: 1/2 Tag im Zimmer gelungert, um den gierigen Griffeln der Cuzquenos zu entgehen; dann ist Mia angeschlagen darniedergelegen (Zahnweh), hat sich aber rechtzeitig zur Marathonbusfahrt nach Lima wieder erholt. Ich hab mir zwischendurch die Kathedrale im Ort angeschaut. Highlight hier: Das Bild vom letzten Abendmahl mit Cuy (Meerschwein) als Hauptgericht.

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Leaving Cuenca und Flucht aus Lima

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Unser nächster Stopp war Cuenca. Wir gelangten über Riobamba dorthin und das Wetter erlaubte uns während der Busfahrt Fotos des atemberaubenden und mit etwas über 6000 m höchsten Berg Ecuadors, dem Chimborazo, zu machen. Bereits Humboldt unternahm Versuche das Felsungetüm mit adretter Gletscherhaube zu vermessen und lange Zeit galt der Chimborazo als höchster Berg Südamerikas, noch vor dem Aconcagua in Argentinien. Tatsächlich ist die Erhebung der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernte Punkt auf der Erdoberfläche (dies ergibt sich aufgrund der Abplattung der Pole). Noch heute bringen sogenannte Heladeros Gletschereis mithilfe von Eseln ins Tal, um dieses dort zu Speiseeis zu verarbeiten oder zum Kühlen zu verkaufen. Mit dem Siegeszug von Kühlschrank und Gefriertruhe ist diese Profession aber zum Aussterben verurteilt.

Die Stadt Cuenca selbst kann mit Quito nicht mithalten, hat aber seine netten Plätze. Herzstück bilden die beiden gegenüber von einander gelegenen Kathedralen, die alte und die neue. Letztere wurde mit der Intention errichtet, das größte Gotteshaus der Welt zu schaffen, musste aber aufgrund eines Konstruktionsfehlers dann doch kleiner ausfallen, als geplant. Dennoch ist das gigantische Bauwerk imposant. Es wirkt nur etwas deplatziert und eingeengt, zudem nehmen große Bäume im angrenzenden Park fast jegliche Sicht auf die Front und die prachtvollen blauen Kuppeln sind nur von weiter Ferne gut zu erkennen.

Beeindruckender als die Stadt war der naheliegende Cajas Nationalpark. In zerklüfteter Berglandschaft liegen hunderte kleine, tiefblau gefärbte Seen, wie Farbtöpfe verstreut. Einige von ihnen sind am Austrocknen, was sich durch starken Schilfbewuchs bemerkbar macht. Jahrhunderte alte und knorrige Polylepsis („Viele Schichten“, im Bezug auf die papierartige Rinde dieser Bäume) wachsen in märchenhaft anmutenden Wälder oberhalb der Baumgrenze. Hohes Pampasgras und bunt blühende Heilblumen vervollständigen das Bild. Unser in Amerika aufgewachsener Guide erklärte unserer Reisegruppe zur Abwechslung mal auf Englisch die Besonderheiten dieser herrlichen Bergwelt. Kurze Wanderungen halfen uns in dünner Luft den Kopf freizukriegen. (Vielen der Conquistadores wurde der Sauerstoffmangel und die Höhenkrankeit (soroche) an diesem Punkt übrigens zum Verhängnis. Sie begannen während der Überquerung des Passes zu halluzinieren und starben. Der Name Tres Cruces deutet noch heute darauf hin, steht aber auch für drei wichtigen Straßen die sich an diesem Punkt kreuzen und von Canari, Inka und Spaniern benutzt wurden, um von der Küste in die Berge zu gelangen)

Zu Mittag gabs dann für jeden eine ganze gegrillte Forelle – Naturschutz, denn diese eingeschleppten Tierchen schädigen das natürliche Ökosystem indem sie einheimische Fische, aber auch Reptilien und Nagetiere (ja! hier ist eine Mäuseart endemisch, die in der Lage ist Nahrung aus dem Wasser zu fischen und dies auch gerne tut) verzehren. Ebenso wie die von Präsident Garcia Morena zur Entwässerung der Bodens eingeführten Eukalyptusbäume, welche die einzigartigen Polylepsis verdrängen. Neben uns hatte sich noch eine illustre Familie mit österreichischen Wurzeln, aber durchaus auch Lebenserfahrung in Frankreich, der Schweiz, Deutschland, der USA und Teneriffa für die Tour entschieden. Etwas Bier während der Rast besiegelte die östereichisch-österreichische Freundschaft und zahlreiche Reiseanekdoten wurden erzählt. Ein wahrlich toller Tag!

Gestern gings dann um 7:15 auf zur 30-stündigen Marathonfahrt. 3 verschiedene Busse brachten uns hier her nach Lima. Im ersten fuhren wir bis zur Grenze und durchquerten im Stundentakt verschiedenste Landschaften – österreichähnliche Berglandschaft mit gefleckten Kühen, tropische Küstenlandschaft mit riesigen Bananenplantagen von Del Monte, Steppe und Geröllwüste mit Erdölförderanlagen und zahlreichen Geiern. Die Grenzregion war – wie so oft – ziemlich ärmlich und trist. Wir brauchten 2 ½ Stunden für den Grenzübertritt und die damit verbundenen Formalitäten (2 Formulare für die Ausreise aus Ecuador, 2 Formulare für die Einreise nach Peru). Dann gings mit dem abgefucktesten Bus, den ich je gesehen habe, bis nach Piura. Wir fuhren in der Dämmerung die ebenfalls wüstenartige und mit Badlands übersäte peruanische Küste entlang. Dabei passierten wir zahlreiche Badeorte, die uns aber eher unattraktiv erschienen. Fregattvögel und Albatrosse begleiteten uns. Spätnachts kamen wir in der Stadt mit fast 4 Stunden Verspätung an. Bis hier her hatte uns das liebenswerte aus Vancouver stammende Pärchen Craig und Kim begleitet, deren Lebens- und Reisegeschichte wir nach 16 Stunden Busfahrt auch bereits kannten. (beide haben Biologie studiert, dann aber auf Buchhalter umgelernt, sie arbeitet bei großem internationalen Accountancy-Konzern und erklärte dass dieser einfach irgendwelche amerikanischen und kanadischen Mitarbeiter beispielsweise nach Russland entsendet, obwohl diese keine Ahnung vom dort vorherrschenden Steuersystem haben. – Man geht dann dort einfach zur Arbeit und dreht 8 Stunden Däumchen oder schreibt lustige Emails an seine Kollegen in der Heimat. Er hat sich mal einfach freigekündigt um durch Südamerika zu touren. Achja und dann sind die beiden noch auf diesen total verrückten Ami-Pensionisten getroffen, der seit anderthalb Jahren in Cuenca in einem Hostel lebt, sich aber nicht vor die Türe traut, weil er Angst vor der Kriminalität hier hat. Und ersten Hochzeitstag haben die beiden auch noch gefeiert! Ihr seht – viel Zeit zum Reden hatten wir!)

In großer Eile stopften wir uns ein thailändischer Mitreisender (unser Reisebuddy für die nächsten Stunden) uns mitsamt Gepäck in ein winziges Taxi ohne Kofferraum, um in letzter Minute den letzten Bus nach Lima zu erreichen. Dieser war überraschenderweise sehr gemütlich (Wadenlehnen!) und wir konnten endlich einschlafen (wenngleich auch recht hungrig, denn die Ecuadorianer und Peruaner hatten bereits die gesamte Verpflegung am Busbahnhof aufgekauft, als wir dort ankamen). Nach vielen Stunden mit knurrendem Magen im motorisierten Wüstenschiff kamen wir in endlich in der Hauptstadt Perus an. Eine weitere chaotische Taxifahrt (erneut kein Kofferraum) später waren wir auch schon im ebenfalls chaotischen Hostal Roma (mit Dauergast, der hier versucht alles blau umzugestalten: blaue Haare, blaue Kleidung, blaue Tochter, blaues Moped, blaues Zimmer, wirrer Blick und wirres Gebrabbel).

Lima selbst ist ein stinkender, lauter und überfüllter Moloch, der hauptsächlich aus Staub, Smog, Beton und grauer Masse zu bestehen scheint. Vielleicht hatten wir aufgrund unserer Müdigkeit auch einen schlechten Start hier, aber jedenfalls beschlossen wir diese Stadt gleich morgen wieder zu verlassen und nach Arequipa weiterzufahren. Nach einem guten Abendessen (Steaks! und Pisco Sour) sowie einem Rundgang über die Plaza Mayor mit historischen Holzbalkonen und Prachtbauten waren wir wieder etwas versöhnlicher gestimmt. Wir kommen einfach in zwei Wochen wieder vorbei und geben Lima noch eine zweite Chance.

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Kauai- Kalalau Trail – Wandern ist schön? – Einschub (Vortrag)

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Fünf Tage verheiratet, wenig entspannt und schmerzende Leiber. So könnte man unseren derzeitigen Status beschreiben. Ich liege in einem Bett des uns schon lieb gewordenen Kauai Sands Motels und tippe auf dem Laptop – was auch schon so ziemlich die einzige körperliche Betätigung ist, die ich mir im Moment zutraue. Gestern bewanderten wir den vielgerühmten Kalalau Trail entlang der für Kauai charakteristischen Napali-Steilküste im Nordwesten des Landes. Bereits zuvor hatten Tom und ich die von weißen unberührten, da praktisch unzugänglichen, Sandstränden umgebenen  und von leuchtend türkisem Ozean geformten Klippen aus dem Helikopter aus bestaunt, deshalb konnten wir es auch gar nicht erwarten diesem Naturwunder noch näher zu kommen und vielleicht sogar an einem der Strände ein Picknick zu machen. Schwimmen ist dort aufgrund gefährlicher Strömungen unmöglich bzw. unratsam. An einem der von uns passierten versteckten Sandbuchten konnten wir später einer Holztafel entnehmen, dass hier bereits 82 abenteuerlustige Schwimmer ihr Leben ließen, um einmal das Vergnügen zu erleben an einem magisch einsamen Strand ins Meer zu gehen.

Die etwa 35 km lange Wanderung in steilem und unwegsamen Gelände ist in einem Tag nicht zu schaffen. Die meisten entschließen sich dazu diese in drei Tagesetappen durchzuführen und zweimal inmitten der Dschungel-Wildnis, in welche sich die Berge hüllen, auf äußert primitiven Campingplätzen ohne Wasser zu zelten. Da wir aber die Zeit in unserem Hochzeitshote l (dem noblen St. Regis Princeville mit Butlerservice, Privatstrand, Sonnenschirmen und Liegen, köstlichen Mai Tais und einem herrlichen Ausblick auf die Hanalei Bucht sowie den Bali Hai, der schon als Kulisse für die Strandhochzeit gedient hatte)  so genossen und eigentlich ewig dort bleiben hätten könnnen, beschlossen wir kurzerhand einen Tag der Wanderung zu streichen und die ganze Strecke in zwei Tagen mit einmaligem Campieren zu schaffen.

Am 4. August um 5:00 morgens brachen wir schließlich in Richtung Ke’e Beach, dem Startpunkt unserer Wanderung, auf. Ein kleiner Zwischenstopp beim lokalen Supermarkt Foodland war jedoch noch notwendig. Fertig-Chili-Dosen und Propangas für den Kocher sowie 3 Liter Wasser sollten neben dem bereits im Wanderrucksack verstauten Kinderzelt (es war das kleinste und billigste im Geschäft), einer Überwurfplane und zwei weichen Schlafsäcken unser Überleben da draußen sichern. Thomas ließ es sich nicht nehmen auch noch schnell den hawaiianischen Lieblingsmorgensnack schlechthin zu probieren – Spammusubi. Hier meine Meinung dazu (welcher sich Thomas dann im Laufe des Tages anschloss): Spammusubi klingt schon grauslich, schaut grauslich aus, riecht grauslich und besteht auch nur aus grauslichen Zutaten. Es handelt sich hierbei um einen dicken klebrigen Reisquader mit Algenmanschette, darauf kommt Spam (man bedenke, dass die korrekte deutsche Übersetzung für dieses Wort Abfall oder Plunder ist und dieser Ausdruck auch im Zusammenhang mit Computern durch und durch negativ konnotiert ist!!) – ich zitiere von Wikipedia: „ein Block aus zerkleinertem, gepökeltem, geliertem,  im eigenen Saft gegartem, und gewürztem Schweinefleisch (Muskelfleisch, Speck und Schwarte), welcher meist in Dosen angeboten wird.

Kurz vor 8:00 schwangen wir unsere Rucksäcke über die Schultern (und merkten bereits zu diesem Zeitpunkt, dass die 10 und 15 kg Last für uns beide wohl noch zur Qual werden würden). Es ging steil los. Der Pfad war ungefähr einen Meter breit und führte uns durch wunderschönen tropischen Regenwald. Riesige Bäume, Palmen, Blumen und sonstige Pflanzen flankierten den steinigen Weg. Nach zwei Stunden erreichten wir eine Abzweigung zu einem Wanderweg in ein Seitental. Aufgrund unseres gestrafften Zeitplans ließen wir jedoch alle Nebenwege aus und wollten uns auf den Hauptpfad konzentrieren. Nach einer kurzen Pause ging es weiter, und wir betraten das Gebiet, in dem man nur mit Permit übernachten darf. An den Bergflanken hatte man eine herrliche Aussicht, auf die majestätisch steil aufrangenden Berge, die wie Speerspitzen aus dem türkisblauen Meer emporragten. Wir kletterten über den Hühnerzaun, der dieses Naturreservat vor dem (bereits von den Polynesiern bei ihrer Ankunft im Jahre Schnee) eingeführten Federvieh schützen soll. Nun schien es endlos über Serpentinen die Bergflanke entlang zu gehen. Der Pfad wurde schmaler und steiler. Nachdem wir schon nicht mehr glaubten die nächste Zwischenstation – einen Campingplatz auf halber Strecke – zu erreichen, wies uns der Duft der Dschungeltoilette (ein Dixiklo ohne Tür, auf einem 2m hohen Plastikbehälter) darauf hin, dass das 1. Ziel in unmittelbarer Nähe lag. Es war nun ca. Mittag und wir aßen unsere mitgebrachte Selleriesuppe, die eingentlich eher ein Selleriepürree war. Da wir schon die Hälfte unserer Wasservorräte verbraucht hatten kochten wir uns etwas H2O aus dem nahen Fluß mit Wasserfall für den Notfall ab.

Nach ca. eineinhalb Stunden erreichten wir unser persönliches Ziel für diesen Tag. Wir hatten nur noch wenig Wasser und unsere Beine zitterten. Die Sonne verbrannte unsere Haut, das Gewicht der Rucksäcke presste unsere Schultern nach unten, und unsere Füße waren in Blasen gehüllt. Dann kamen wir zu einer extrem steilen Stelle, an der es galt einen fußbreiten Schotterpfad unter einem Überhang zu überqueren. Hier hatten wir zwei Optionen: .) es versuchen und dabei riskieren als blutiger Gatsch ins Meer geschwappt zu werden, .) unsere frischgebackene Familie zu beschützen und umzudrehen. Wir trafen die richtige Entscheidung, undzwar zum genau richtigen Zeitpunkt, wie sich später herausstellen sollte. Der Rückweg war ein Gewaltmarsch durch die grüne Hölle. Wie mechanisch schoben wir unsere geschundenen Körper Schritt für Schritt weiter. Es galt den Kampf gegen die Zeit und die eigene Erschöpfung zu gewinnen. Die Vorstellung diesen schmalen Pfad im Dunkeln mit Headlights begehen zu müssen war furchterregend. Nachdem unsere eigenen Wasservorräte verbraucht waren machten wir uns wie gierige Tiere über das abgekochte Wasser her [was hoffentlich keine unangenehmen Folgewirkungen in den nächsten Tagen nach sich zieht. Entlang des Flusses, waren nämlich Schilder aufgestellt, die mahnten, das Flusswasser besser nicht zu genießen, da dieses Leptospirose (= Schweinehüterkrankheit, haha ich hör schon die ersten im Hintergrund lachen, Mia kriegt die Schweinehüterkrankheit, wie passend.. – wie böse diese sein kann, haben wir leider erst heute im Internet recherchiert) Bakterien enthalten kann.] Als dieses aufgetrunken war zogen wir Flüssigkeit aus Passionsfrüchten, die wir am Boden fanden. Kurz gesagt, es war kein Spaß mehr und wir standen beide kurz vor einem Hitzeschlag am Rande eines Abgrunds. Ich kann noch immer Thomas‘ Stimme hören, die immer wieder mahnt: konzentrier dich auf die Schritte! Du musst dir sagen, dass wir das schaffen können.

Pünktlich zum Sonnenuntergang (für den wir kein Auge mehr hatten) erreichten wir unser Auto. Wir fuhren im Dunkeln nach Kapaa, kauften uns ein Sixpack Lilikoisaft und eine Dose Bier, checkten im Kauai Sands Hotel ein, mischten uns einen Passionsfruchtradler und entglitten wenige Sekunden sanft in tiefen Schlaf.

Heute morgen sind wir schon wieder etwas frischer. Obwohl wir anderthalb Liter des potentiell verseuchten Wassers getrunken haben, zeigen sich keine Symptome der Leptospirose. Kein Fieber, kein Durchfall. Nur Muskelkater, und der wird vergehen. Danke auch nochmals an Hoffo, dank seines Bear Grylls Ratgebers, wusste ich wie lange ich das Wasser (1 min in Meeresnähe, 5 min in höheren Lagen) abkochen musste, um das Krankheitsrisiko zu minimieren.

Alsdann nie mehr wandern und einen schönen Arbeitstag noch 😉

By the way, an alle Besorgten, wir fahren jetzt grad in die Apotheke und holen uns Vorsorge-Antibiotika

Oahu/ Honolulu International Airport

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So viel gesehen, so wenig geschlafen, so viel Bus gefahren und so entspannt – sitze ich hier und warte auf meinen Flug auf die Garteninsel Kauai. Aufgrund von Müdigkeit mussten die nächsten Einträge für einige Tage verschoben werden. Hawaii ist ein tropisches Paradies, das muss nochmal gesagt werden, zwar mit teurem Eintritt, aber wenn hier nicht Urlaubsfeeling in dir aufkommt, dann läuft definitiv etwas falsch mit dir. Blumen, Palmen, bunt gekleidete Menschen, Strände, warmes Wasser mit farbenfrohen Fischen, fruchtige Drinks (wir trinken ausschließlich Guaven-, Maracuja- – hier nennt man sie Lilikoi, und natürlich Ananassaft) und überall Ukulelenmusik. Es ist immer war, und man braucht selten ein Hemd.

Haben uns am ersten Abend den neuen Batman-Streifen im Kino angeschaut (ich finde, der schlechteste Film, den ich je gesehen habe) und nicht bedacht, dass um Viertel Eins kein Bus mehr nach Waikiki zurückfährt. Also entschlossen wir uns dazu einen gemütlichen Nachtspazierung (Dauer ca. 1h) durch halb Honolulu zu machen. Es war herrlich warm (zum Glück, nachdem wir 3 Stunden leicht bekleidet im Tiefkühlkino verbracht hatten). Dann schliefen wir uns endlich einmal aus. Am nächsten Tag bestiegen wir den Tuffkegel Diamond Head, der majestätisch über dem Waikiki Beach thront und schon in Filmen wie Blue Hawaii als Blickfang diente. Eine kurze Wanderung offenbarte uns einen der schönsten Ausblicke, den wir je erleben durften. Das seichte türkisblaue Meer streichelt liebevoll den hellen Sand der Bucht, um die herum sich wie Urwaldriesen Wolkenkratzer schmiegen. Diese wiederum scheinen von der rauen, zerklüfteten, regenschwadenbedeckten Gebirgskette ins Meer gedrängt zu werden. Ein strahlender Himmel und ein endloser Ozean machen das Bild komplett. Im Vergleich zu anderen Touristen bewiesen wir überdurchschnittliche Fitness, welche wir mit einem ehrlichen Burger und einem Guaven-Smoothie im Boden des Kraters belohnten.

Nachmittags fuhren wir mit dem Bus zu dem einzigen Königspalast auf amerikanischen Boden, dem Iolani Palast. Die fortschrittlichen und weltoffenen Monarchen des Königreichs Hawaii (geeint durch Kamehameha I.) statteten ihre Residenz als weltweit erstes Herrscherhaus mit elektrischem Licht aus und verrichteten ihre Notdurft zivilisierter als so mancher Bauarbeiter auf Wasserklosetts. Auch führten sie ausgedehnte Weltreisen durch. Besonders enger Kontakt bestand zum englischen Königshaus, aber wir entdeckten auch Bilder von Franz und Sissi an einer der Wände im Salon. Das letzte Königspaar (König Kalakua und Königin Lilioukelani – oder so) komponierte zudem rege, darunter die inoffizielle Hymne Hawaiis „Aloha He“. (Der König war zudem ein bekannter Freund des österreichischen Walzers) Gestürzt wurde die Monarchie durch amerikanische Geschäftsleute, die erst eine Republik ausriefen, eigentlich aber die Annexion durch die USA anstrebten. Die regierende Königin wurde daraufhin für mehrere Monate in einem Zimmer ihres Palastes inhaftiert. Neben aufrührerischen Amis bereiteten den hier beheimateten Polynesiern und ihren Monarchen auch die Lepra-Seuche immer wieder Kummer und Sorge. Das königliche Wohn- und Repräsentanzgebäude wurde vor kurzem fertig renoviert, und der einzig erhaltene Boden, über den je wirklich solche blauen Blutes geschritten, sind die Stufen der großen zentralen Treppe. Dies ist für Besucher gesperrt, trotzdem muss man beim Eingang OP-Schuhüberzüge anziehen – sieht ulkig aus.

Abends fanden wir die beste Pizza Amerikas; ein echter Italiener verkaufte vom fahrbaren Steinofen aus echte italienische Pizza mit dünner Kruste und Mozzarella! Leider ward er nach diesem Abend nicht mehr gesehen, obwohl wir ihn jeden Tag suchten … Am nächsten Tag fuhren wir Bus und warteten auf den Bus. Dazwischen waren wir kurz eineinhalb Stunden auf der Ananasplantage, die Grundstein für das Dole-Früchteimperium war. Inzwischen fährt hier ein Bimmelzug Touristen durch schön hergerichtete Ananasfelder und an diversen exotischen Obstbäumen vorbei, und danach können sie sich im größten Labyrinth der Welt (natürlich in Form einer Ananas und Guiness World Record approved) verlaufen sowie Ananaseis genießen. (Hier noch einige Fun Facts: eine Ananas braucht ca. 15 Monate bis sie das erste Mal Früchte trägt, und dann nochmals ca 12 Monate bis sie das zweite Mal abgeerntet werden kann. Dann wird die kaktusähnliche Staude ausgerissen und ist unbrauchbar. Bananen zählen aus botanischer Sicht zu den Beeren!) Ansonsten fuhren wir Bus und warteten auf den Bus. Ein Mietauto für diesen Tag wäre wohl auch schlau gewesen. An diesem Tag besuchten wir nicht das USS-Arizona Memorial in Pearl Harbour….