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Kroatien – Plitwitzer Seen

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Da bei uns Zeit mittlerweile genauso knapp ist wie Geld, ging es heuer zum Urlauben in das sonnige und dennoch nahe Kroatien. 10 Tage wollen wir im Urlaubsland Thomas‘ Kindheit gemeinsam tolle Abenteuer erleben, inmitten wunderschöner Natur entspannen und uns kulturellen und kulinarischen Genüssen hingeben. In unserer kleinen Knutschkugel geht es bei lauter Partymusik und bester Stimmung erst nach Slowenien und dann immer weiter Richtung Süden. Seit unserem 1. Hochzeitstag am 31.7. (ja es wird nach MEZ und nicht nach HST gefeiert) ist eine kleine wackelnde bzw. Hula tanzende Wahine auf unserem Armaturenbrett bei jeder Fahrt unsere ständige Begleiterin. Spätestens seit unserem USA-Westküstenabenteuer 2009 lieben wir ausgedehnte Roadtrips und so beginnt der Urlaub bei uns schon bei der Hinfahrt und nicht erst bei der Ankunft im Urlaubsland. Trommeln am Lenkrad, Snackstopps, CD-Wechslerkaraoke und Verunsicherung vorbeiziehender Autos durch Grimassenschneiden gehören dabei zum Fixprogramm und verkürzen die Zeit. Im Land der Krawattenträger weckten am Spieß über offenem Feuer gegrillte Lämmer und Ferkel unser Interesse, die immer wieder an unseren Fensterscheiben vorbei zogen. Trotz des verlängerten Wochenendes war der Verkehr auf Österreichs, Sloweniens und Kroatiens Autobahnen überschaubar und so kamen wir bereits vor 15:00 Uhr am Campingplatz Korana – unserer Schlafstelle für die nächsten zwei Nächte – an. Zuvor verputzte Thomas noch in einer Gastonica seine tägliche Ration Ajvar – mehr dazu später. Bezahlt wurde mit Kuna, zu Deutsch „Marder“, der Landeswährung. Besagtes Tier ziert die Münzen in Kroatien. Fun Fact am Rande: der Name und das Emblem wurden gewählt, weil man in der Region im Mittelalter Marderfelle als Zahlungsmittel nutzte.  Unser Zelt errichteten wir in einem Zwetschgenhain, der immer wieder von passierenden Campern geplündert wurde. Naja, richtig reif waren die Früchte nicht, aber das schien die Italiener, Franzosen und Niederländer nicht wirklich zu stören. Dass unsere Behausung entweder das Über- oder das Unterzelt fehlte, störte uns wiederum nicht, da Regen trotz dunkler Wolken ausblieb und uns der nächste Tag erst mit einem wunderschönen Sonnenaufgang begrüßte und uns später mit einem wolkenlosen Himmel und strahlendem Sonnenschein erfreute.

An diesem Tag stand bereits das erste touristische Highlight auf dem Programm: Plitvice Jezera – der Nationalpark Plitwitzer Seen. Seine Bedeutung und Schönheit wird durch die Tatsache verdeutlicht, dass der Park bereits seit 1949 besteht und als eines der ersten Naturdenkmäler in die Liste des UNESCO Welterbes aufgenommenen wurde. Wir nahmen uns einen ganzen Tag Zeit, um dieses einzigartige Naturwunder Europas zu bewandern und bewundern. In den 1960ern entdeckte die Filmindustrie die Plitwitzer Seen, ebenso wie andere Landschaften Kroatiens, für ihre Bedürfnisse. Sowohl in Winnetou II und III als auch in „Schatz im Silbersee“ durchstreifen Lex Parker und sein Blutsbruder Pierre Brice den Park. Die 16 Seen sind auf … km Länge mit einem Höhenunterschied von … m wie eine Perlenkette aufgereiht. Es handelt sich dabei um ein Phänomen des dinarischen Karstgebiets, welches sich im menschenleeren (natürlich nicht während der Parköffnungszeiten) Mischwald versteckt. Ein See strahlt hier mit den anderen um die Wette – ein hellgrün-tiefblau-türkis-smaragdfarbenes Panoptikum erfreut das Auge. Neben den stillen Wasserreservoiren, die in ihrer Tiefe zwischen einem und rund 50 m variieren, bringen abertausend winzige, aber auch bis zu fast 80 m hohe Wasserfälle Bewegung und Ton in das landschaftliche Gewirr. Hunderte Fische scharen sich an den Ufern und an den pflanzenfreien Plätzen neben den Stegen, welche die Besuchermassen trockenen Fußes durch die feuchte Seenlandschaft führen. Obgleich keine Petrijünger, vermuteten wir doch Regenbogenforellen und Rotfedern erkannt zu haben – zumindest murmelten dies auch einige andere Besucher. Weiters haben wir definitiv zwei Flusskrebse im Nationalpark entdeckt -> Siehe bitte Beweisfoto. Einerseits hat und das verdeutlicht, wie sauber das Wasser hier sein muss – kein Wunder, man sieht vom Ufer aus gut und gerne 10 m durch das kristallklare Nass hinab, andererseits bekamen wir gleich Appetit – insbesondere auf den größeren einscherigen Gesellen. Aber das würde uns die sehr ordentlich organisierte Nationalpark Crew sicher nicht erlauben. Aber das würde uns die sehr ordentlich organisierte Nationalpark Crew sicher nicht durchgehen lassen. Ja, für seine 110 Kuna Eintritt (das sind rund Euro 14,50 – jetzt wo Kroatien ja erfolgreich der EU beigetreten ist, spart man sich die Umrechnerrei ja vielleicht bald wieder) bekommt man hier wirklich einiges geboten. Alles ist hier sauber und gepflegt und das bei einem Besucheransturm von rund 1 Million jährlich. Gratisbusse und auch -boote verbinden zahlreiche Stationen miteinander, was dem gehfaulen Touristen, die Besichtigung erleichtert. Toiletten mit Spülung, hochwertige Tickets mit aufgedruckter Orientierungskarte (tja so detailliert war die aber auch nicht und irgendwann haben wir uns dann auch verlaufen) und in schöne Uniformen verpackte Ranger – was braucht man mehr. Natürlich gehen Sauberkeit und Narrenfreiheit nicht miteinander einher. Es gilt sich an Parkregeln zu halten, die auch strikt forciert werden: keinen Müll machen (eh klar, oder?!), kein Baden in den Seen, jagen und angeln – ebenso wie Wege verlassen – verboten. Letzteres hat durchaus auch eine wichtige Selbstschutzkomponente – den man bewegt sich hier in ehemaligem Kriegsgebiet – im Grenzgebiet zu Bosnien-Herzegowina. Die „Blutigen Ostern an den Plitwitzer Seen“, eine kämpferische Auseinandersetzung zwischen serbischen Aufständischen und kroatischer Polizei hatte nicht unerheblichen Anteil am Ausbruch des Kroatienkrieges.

Im Grunde kamen wir den ganzen Tag lang nicht aus dem Staunen heraus, seit wir die erste spiegelglatte in verschiedenen Blau- und Grünnuancen abgestufte Wasseroberfläche gleich nach dem Eingang erblickt hatten. Wo man auch hinschaute, entlockte es einem ein Ah und Oh – seien es hunderte winzige Kaskaden, welche das Wasser gischtschäumend talwärts befördern oder gewaltige Massen an unbewegten, unberührtem Wasser, in denen meterhohes Schilf  gedeiht. Besonders Mia viel es schwer sich von dieser Zauberwelt zu lösen. Da waren der weitgespannte kräftig leuchtende Regenbogen beim „großen“ Wasserfall, der uns gleich zu Beginn der Wanderung begrüßte und zu einem Gruppenfoto mit Selbstauslöser animierte, die versunkenen Baumstämme welche im smaragdfarbenen See ihre Schemen zeichneten, Wasserpflanzen welche sanft im Wasser wogten, wenn durchs Nass gleitende Enten kleine Wellen auslösten und natürlich zahlreiche Riffel im Wald, die mit Graufilter und Langzeitbelichtung zu weißem Bodennebel verschwammen. Kräftig leuchtende türkis grüne Libellen und orangefarbene Schmetterlinge waren häufig beobachtete Vertreter der lokalen Fauna, die Braunbären, die es hier ebenfalls geben soll, erspähten wir leider nicht, was wohl auch auf die zahlreichen Besucher aus aller Welt mit ihren lauten Stimmen und blitzenden Fotoapparate zurück zu führen war. Auch Höhlen gab es zu erkunden. Zu Mittag gönnten wir uns ein halbes Brathuhn – die preiswerte Parkspezialität – mit kroatischem Bier. Ajvar durfte dabe natürlich nicht fehlen. Ajvar ist soetwas wie das kroatische Ketchup. Es gibt Brathuhn mit Ajvar, Pommes mit Ajvar, Ćevapčići mit Ajvar, Pljeskavica mit Ajvar, Ražnjići (alle diese Gerichte stehen noch auf der To Eat List) und vieles mehr mit Ajvar. Konkret geht es um eine Gemüsesauce auf Paprikabasis, die fallweise auch Auberginen, Tomaten und Zwiebel enthält. Einfach köstlich. Thomas schwor sich diese rote Sauce an jedem Tag dieses Urlaubs zu verzehren.

Abends trafen wir dann auch noch auf eine Schlange – eine gewaltige sogar. Wir stellten uns daraufhin hinten an ihr an und warteten gesittet und geduldig darauf, das Bötchen zu betreten, welches uns zu Ausgang schipperte. Zuvor hatten wir die Fälle und Seen noch von weiter oberhalb aus betrachtet. Mehrere Aussichtspunkte laden dazu ein. Leider war ein Großteil der Seenlandschaft schon in Schatten getaucht. Aus fotografischer Sicht ist ein Besuch bei den Plitwitzer Seen sicherlich ein Kampf gegen Schatten und Gegenlicht, auch die Menschenmassen bringen die Stege gefährlich zum Wackeln, was Aufnahmen mit Stativ erschwert. Manchmal haben wir unseren Tripod deshalb einfach ins Wasser gestellt. Das taten wir übrigens auch erfolgreich mit unserem Gopro Imitat, was spektakuläre Aufnahmen der Unterwasserwelt des Parks lieferte und uns echt viel Spaß bereitete. Eigentlich wollten wir ja zwei ganze Tage durch das Seengewirr irren, aber da wir bereits am ersten Tag wirklich alle Stege, die rund um, über und entlang der Seen und ihrer zahlreichen durch Tuffbildung enstandenen Wasserfälle führten, bereits beschritten hatten, entschlossen wir uns dazu weiter zu ziehen. Kurzerhand wurde ein Camptag gestrichten, was aufgrund der Tatsache, das Mias Schlafsackreißverschluss gerissen war und es deshalb für sie in der Nacht immer mal an irgendeiner Körperstelle recht kalt wurde, verschmerzbar war. Auch die exorbitanten Kaffepreise am Zeltplatz ließen uns flüchten, sonst gab es aber dort nichts zu beanstanden. Schach spielen und Picknicken sowie die Lektüre von Band 4 der Game of Thrones Saga ( mehr dazu später) rundeten den Campalltag ab. Ein herrlicher Tag!!! Moment mal! Jetzt wolltet ihr natürlich noch wissen wie das Naturkunstwerk entstanden ist, oder?! Es gilt ja den geographischen Bildungsauftrag zu erfüllen! Kurzgefasst: Genaueres zur Entstehung der Seen und Wasserfälle sowie weitere hilfreiche Infos zum Besuch gibt es auf der Parkhomepage (auch in Deutsch) http://deu.np-plitvicka-jezera.hr/, aber auch auf http://www.isaczermak.com/plitvicka_bericht.html (tolle Fotos!)

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Jasper Nationalpark

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Es ist dunkel und kühl hier im Zelt, das für die nächsten Wochen zu unserem kleinen Zuhause wird. Anstelle einer Deckenlampe baumelt ein Headlight über unseren Köpfen und spendet spärliches Licht, als Bettgestell dient hier eine aufblasbare Matratze, die Daunendecke – die wir so nötig hätten – muss einem Mumienschlafsack weichen und dichtes Aneinanderkuscheln ersetzt die Zentralheizung. Wer sich fragt wofür denn im Juli geheizt werden soll, dem sei gesagt, dass wir für diese Nacht Temperaturen um den Gefrierpunkt erwarten, dass die für heute geplante längere Wanderexkursion rund um den Edith Cavell Berg und den Angel Gletscher aufgrund von Schnee und Lawinengefahr gesperrt war und nicht zu letzt Thomas mithilfe eines Kartons einen schützenden Regenschirm für den Gaskocher bildete und so das Braten unserer (hehehe Nürnberger Brat-) Würste ermöglichte.

Ja, Regen erschwert das Campen und lässt die Schönheit der Bergwelt und der Rockies manchmal erst auf den 2. Blick erkennen, wenn sich Nebelschwaden und Wolken für einen kurzen Augenblick verziehen. Dann haut diese dich jedoch aus den Socken. Außerdem bot sich trotzdem für mich Gelegenheit und Zeit den neuen Graufilter für die Kamera an Flussläufen und Wasserfällen auszuprobieren.

Schon auf dem Hinweg von Vancouver nach Jasper wurde uns klar, dass die Schlechtwetterfront, die bereits Tags zuvor die Sightseeing-Tour in der Stadt behindert hatte, andauern würde. Regen brasselte, mal schwächer mal stärker, an die Windschutzscheibe unseres VWs. Die Fahrt war dennoch lustig. Mit jedem gefahrenen Kilometer (wir sind hier in Kanada, da wird zivilisiert in Metern und nicht in Meilen, Inches, Yards oder sonstetwas gemessen) veränderte sich die Landschaft. Die Berge rückten näher, das Meer verschwand aus dem Blickfeld. Aus dem Radio dröhnten kanadische Bands. Ähnlich wie in Frankreich, zeigt man hier Patriotismus. Avril Lavigne, Creed, Celine Dion und Nickelback wurden rauf und runtergespielt – auf Sendern, die hier vornehmlich nach Wildtieren bennant sind. Neben „the Wolf“ und „the Bear“ empfingen wir auch „the Boar“. Überraschenderweise hört man hier auch härtere Mucke, was bei mir und Thomas auf Zustimmung stieß.

Touristisches Highlight an unserem Fahrtag bildete der Stopp in einem lokalen Großmarkt à la Metro. Hier kann Einkaufen zum Erlebnis werden. Brauchen Sie vielleicht einen 5 Liter Kanister Schokomilch? Ja, danke. Sie finden ihn neben den Holzfällerhemden…

Nun aber zum 1. Tag im Jasper NP. Das er verregnet war, habe ich schon festgestellt. Dies ist aber nur ein kleines Manko angesichts der gewaltigen Naturpracht. Alles ist hier wesentlich größer als in Österreich – egal ob Täler, Berge, Schluchten, Bäume oder Gelsen (naja , das ist natürlich kein Vorteil). Zudem kann man sich über Wasser, Kälte und Wind nicht beklagen, wenn man bedent, dass diese Kräfte erst die Idylle und die kolossalen Steinmonumente schuffen, die jährlich von Hunderttausenden, wenn nicht Millionen Besuchern aus aller Welt bestaunt werden. Gletscher formten Täler, schmelzen im Frühjahr teilweise ab und lassen herrliche Seen und reißende Flüsse entstehen. Wasser wiederum gräbt Canyons und Klammen in den Fels. (der Unterschied zwischen den Talformen wird an anderer Stelle erläutert)

Besonders schön sind auch Gletscherlagunen (vgl. auch alte Fotos Jökulsarlon in Island), wie sie im Jasper NP am Fuße des Mt. Edith Cavell zu finden sind (benannt nach einer britischen Krankenschwester, die im 1. WK. während der deutschen Invasion von Belgien Verwundete beider Seiten pflegte und schließlich deshalb wegen Hochverrat erschossen wurde). Bilder sagen hier mehr als Worte, aber dennoch hier eine kurze Beschreibung der Szenerie: Im Hintergrund schneebedeckte Dreitausender, darunter ein türkis-blauer Pool mit kleinen Eisbergen. Trotz einiger frostresistenter Touristen angenehme Ruhe. Bedächtiges Staunen von allen Seiten. Nur das Klicken der Fotoapparate stört ab und zu die Stille. Am Rand des natürlichen Beckens der Ursprung der frostigen Zwerge: eine Wand aus solidem Eis, durchzogen von kleinen Spalten und im oberen Bereich bedeckt von einer Schneeschicht. Vereinzelt intensiv blaue Einschlüsse – der Regen verstärkt das Leuchten dieser noch. Kalte, aber wunderbar klare Luft strömt durch unsere Nasenlöcher und Schieferplatten und Geröll – Zeugen der Moräne – knirschen unter unseren Füßen. Von den Bergen prasseln mehrere Wasserfälle herunter, manchmal auch Minilawinen – Boten des hoffentlich beginnenden Sommers.

Am Nachmittag beschließen wir beide uns etwas in den Miette Thermalquellen aufzuwärmen. 40 Grad warmes Wasser, Ausblicke auf die umliegenden Berge (es müssen hunderte sein) und danach Kaffee und heiße Schokolade sind genau das Richtige für frierende Füße und müde Beine. (Die Quellen spielen historische eine wichtige Rolle für die kanadischen Nationalparks in den Rockies, mehr dazu später)

Aus für heute liebe Leute!

Skaftafell – Von Regen, Nebel und Gletschern

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Wir warten gerade auf die Lasagne und die Miami-Meat-Pizza, die im Backofen schmoren und hoffentlich bald zum Verzehr bereit sind. Alles ist nass geworden – die Haare, die „wasserabweisende“ Trekkinghose, Jack Wolfskin Jacken (zwar draußen zuhause, aber deswegen nicht draußen trocken), Rucksäcke samt Inhalt, Kameras, die Socken innerhalb der Wanderschuhe, was darauf schließen lässt, dass diese auch nicht trocken blieben. Heute hatten wir somit fast bestes isländisches Wetter: Der Regen fiel nahezu lotrecht. Bisherige Bilanz: Von 3 Reisetagen 3 Regentage – heute sogar unentwegt. Das hielt uns aber nicht davon ab sechs Stunden durch den Skaftafell Nationalpark zu wandern – hinauf zum Svartifoss und weiter zum Gletscher Skaftafellsjökull. Am Weg sahen wir Storchenschnäbel, Bärenklau, Glockenblumen und jede Menge Pilze. Ob es tatsächlich Steinpilze und Täublinge waren, werden wir nicht erfahren, denn zum Kochen mitnehmen wollten wir sie dann doch nicht. Die Heidelbeeren am Wegesrand haben wir aber genascht, auch wenn sie noch ein wenig grün waren. Das Highlight der Exkursion: Gletscher links, Gletscher rechts, überall Gletscher! Der Skaftafellsjökull war riesig und mit tiefen Spalten und türkisen Verfärbungen versehen. Es roch förmlich nach Eis. Der Regen fiel beständig weiter und wir setzten einen Fuß vor den anderen, die Köpfe gesenkt, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Hunger plagte uns, also warum nicht gleich ein Picknick mit Aussicht genießen, wenn schon die ursprünglich geplante große Runde auf den Gipfel ausfällt? Zu kalt, zu nass? Nicht für uns! Wir packten unsere beschichtete Decke aus und ließen uns gemütlich sinken. Schön. Romantisch. Eis. Satt. Wohlig – zumindest kurz. Das Wandern war anstrengend, hat sich aber ausgezahlt.

Atemberaubende Ausblicke, Spazieren durch Mond- und Fantasielandschaften. Haben danach auch schon kurz bei der Gletscherlagune Jökullsarlon vorbei geschaut: tiefblau, eiskalt und sehr romantisch, da durch Nebelschleier verhüllt. Dabei sichteten wir Robben, Küstenseeschwalben und (für uns) harmlose Skuas (Raubmöwen).

Pizzapause vorbei, jetzt ist der Hardfiskur als Nachspeise dran. Puh, der stinkt sogar durch die verschweißte Verpackung Besser schon mal den Brennivin bereitstellen. Hm.. Hardfiskur ist OK, schmeckt wie Fisch, aber sehr trocken (was man eigentlich von getrocknetem Fisch erwarten könnte).

Am Schluss noch ein Aufzählung von Dingen, die während einer Islandreise unendlich scheinen:

– Schafe

– Gelsen

– Straßen

– Regentage

– Wasserfälle

– Schafe

Islands Goldenes Dreieck – Schnorcheln im Teddybäranzug, Helter Skelter und Schlammspritzer

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Gestern war Freitag der 13. und der Tag begann auch dementsprechend. Gerade an diesem Tag, an welchem wir geschätzte 14 Stunden im Freien unterwegs sein wollten schüttete es wie aus Kübeln. Bei der Abfahrt vom Hostel – dessen Chipschlüssel wir wieder einmal unabsichtlich mitgehen ließen – war der Regen so stark, dass man fast nichts mehr sehen konnte. Zuhause hätte man bei so einem Wetter wohl nicht einmal das Haus verlassen, sondern bereits auf der Türschwelle kehrt gemacht. Die Urlauber, leicht erkennbar an ihren knalligen Jack Wolfskin Outdoorjacken (übrigens eine Marke mit grausamen Kundenservice) schienen aufgeregt, während das Wetter die Einheimischen – die entweder Islandpullis, 66°North-Kleidung oder kurze Hosen tragen – völlig unbeeindruckt ließ. Nächste Station: Thingvellir (sprich „Tingvetlir“) Nationalpark. Regen, Wind – die Frisur hält nicht. Aber das muss sie schließlich auch nicht, es soll ja zum Schnorcheln gehen.

Ein namenloser Guide von Arctic Adventures holte uns beim Besucherzentrum ab. Blickt man von unten nach oben an ihm herauf, so sieht er eher wie ein australischer Surferboy, als wie ein Wikinger aus. Auf seinen Füßen hängen lose Plastikflipflops, weiter oben trägt er eine Short – oder war es eine Badehose? – oben schützt ihn eine eher wasseransaugende, als –abweisende Baumwollkapuzenjacke vor den herabfallenden Wassermassen, am Kopf eine schräg aufgesetzte Baseballkappe (schließlich regnet es ja!). Nach einer kurzen Fahrt weiter in den Park hinein werden wir in Teddybearsuits gesteckt, über die noch ein dicker Neoprenanzug der Marke „Otter“ kommt. Wie dick angefressene Otter sehen wir auch aus. In den Anzügen sammelt sich Luft – er bläht sich immer wieder auf. Im 2-4°C „warmen“ Wasser schließlich ist es dank unseres Teddybärfells kuschelig warm. Überraschenderweise dringt auch kein Wasser in den Anzug hinen –cool!

Kopf über Wasser: graue Wolken, von Schnorchelmasken verzerrte Gesichter mit Riesenlippen, die sich durch den Schnorchel aufrollen. Die Stimmen der anderen dringen nur sehr gedämpft durch meine von der Neoprenhaube geschützten Ohren. Kopf unter Wasser: kein Geräusch, nur mein Atmen ist zu hören. Sattes Grün, tiefes Blau und Türkis dominieren. Die Silfraspalte wirkt wie eine tiefe Schlucht, über der man zu fliegen scheint. Manche Menschen bekommen hier unter Wasser auf einer geschätzten Seehöhe von Null tatsächlich Höhenangst, meint der Guide. Das Leben in der Spalte besteht vornehmlich aus lustig in der sanften Strömung tanzenden giftgrünen und orangebraunen Algenfäden – oder sind das bizarre Wasserpflanzen? – die an seichten Stellen am Boden, in den tiefen Schluchten an den Seitenwänden zu finden sind. Wer konnte ahnen, dass solch eine kühle, karge Insel unter Wasser mit Zauberwelten aufwarten kann. Leider funktioniert eine unserer beiden mitgebrachten Wegwerf-Unterwasserkameras nicht. Die geführte Schnorcheltour vergeht leider viel zu schnell. Mein Gesicht fühlt sich kalt und taub an, trotzdem will ich noch nicht aus dem Wasser. Nun kommt der krönende Abschluss: Ein Sprung ins eisige Nass in voller Montur, von einem Felsvorsprung der zumindest meinem Ermessen nach an die 4 Meter hoch ist. Krassgeil!!! Ohne zu zögern einfach reingesprungen, die kleine Mia!

Danach ab zur Wanderung durch die kulturell signifikanten Stätten dieses Nationalparks, zur Allmännerschlucht, dem Ertränkungsgumpen und der Islandsklukkan. Nicht zu vergessen die Bruchlinie zwischen eurasischer und nordamerikanischer Platte, die auch hier verläuft. Das Auseinanderdriften der Kontinente ist hier genauso greifbar, wie das Heranwachsen Islands als Nation. Eine Nation in der es viel regnet, allerdings manchmal etwas stärker als normal. Das Wetter wurde dann jedoch besser, immer wieder drang die Sonne durch die Wolken und hüllte die gras- und moosbewachsenen Vulkanhügel in ein goldenes Licht. Münzen glitzern in dem glasklaren Wasser der Felsspalten. Eine wehende Islandfahne markiert den früheren Thingplatz – den Platz der Versammlung der alten Isländer, sozusagen deren erstes Parlament.

Nach langer „Holtertipolterfahrt“ über unbefestigte Straßen, an deren Rändern frei herumlaufende Kühe, Pferde und Schafe weiden, bricht schließlich auch zum ersten Mal in unserem Leben ein echter Geysir vor unseren Augen aus. Das Naturphänomen war auch deswegen faszinierend, weil es immer genau dann seinen Dampf ablässt, wenn man gerade nicht hinschaut. Das bedeutet auch, dass man eine Viertelstunde lang knien muss, wenn man ein Foto mit Fontäne will… Ungefähr 20 Ausbrüche später heißt es ein letztes Mal: „Oba amoi mecht i eam jetzt scho no segn“.

Auch am Skogafoss blieben wir länger als erwartet, nicht nur, weil Mias Hose Opfer einer fiesen Schlammpfütze wurde. Dafür wurde der Schlamm dann auch mein Opfer, ich hab mir nämlich ein Döschen hübscher schwarzer Vulkanasche mitgenommen. Das Fahren mit unserem winzigen Suzuki (bei voller Volumensauslastung des Innenraumes) ist anstrengender als erwartet, vor allem auf ungepflasterten Straßen. Da wackelt alles was nur wackeln kann.

Wichtig zum Abschluss: Abends waren wir ganz fein essen im Hotel Skogar. Mmhh… Njam njam – sowas gibt es nicht alle Tage: (Skizze)

Zeichnung3geysir farbe 2 geysir 5 detail geysir 3 eruption geysir 1 bulge